Kennst du das? Man steht mit Freunden und Familie auf der Straße, läßt Raketen in den Himmel steigen und hilft der Tochter beim entzünden des Goldregens. Klar, es ist die Silvesternacht in der jeder das neue Jahr begrüßt. Und dann um 0:45 Uhr fängt es bei dir und einigen anderen Partygästen plötzlich an, ganz wild zu piepen. Deine Feuerwehr hat den ersten Alarm im Jahr 2017 und du bist mit dabei. Und schon geht es los....
Wir starten zu dritt: Norman, Thomas und ich. Wir springen ins Auto und verlassen unsere Ehefrauen, unsere Freunde und auch die beiden Kinder. Komisch, keiner schaut erschreckt oder enttäuscht. Für unsere Familien und unsere Freunde ist sowas inzwischen völlig normal - selbst in der Silvesternacht.
Am Feuerwehrhaus sind wir die ersten, öffnen die Tore und ziehen uns die Einsatzbekleidung an. Und da kommen alle anderen Kameraden, die sich für diesen Einsatzfall in der Nacht des Jahreswechsels bereitgehalten haben. Partymachen ohne Alkohol war die Vorgabe, denn alle wissen um die Verantwortung für sich, die Kameraden und alle, die Hilfe brauchen. Auch unser Ortsbrandmeister Stefan ist angekommen und übernimmt die Leitung. Die Einteilung, wer was macht, war teilweise schon vorher abgestimmt, alles andere ergibt sich fast von selbst.
Wir starten nur drei Minuten nach der Alarmierung mit Blaulicht und Martinshorn zum ersten Brandeinsatz im Jahr 2017. Wir fahren mit Alarm an unserer Partyrunde vorbei und alle winken dem Löschfahrzeug zu, aber nur Norman kann zurückwinken. Denn Thomas und ich sind heute Atemschutzgeräteträger im Angriffstrupp und dabei, unsere Ausrüstung anzulegen. Dabei unterstützen uns Frank, Schaui und Norman, während Christoph bereits die Atemschutzüberwachung vorbereitet. Vorne spricht Stefan als Gruppenführer mit der Leitstelle und fragt den genauen Einsatzort ab. Irgendwo auf dem Möncheweg in der Lindenbergsiedlung soll Strauchwerk brennen, wo genau weiß keiner.
Außer kurzen Kommandos wird kaum gesprochen. Dass muss auch nicht sein, jeder hat das schon viele Male mitgemacht und alle arbeiten konzentriert daran, alle Vorbereitungen für den Einsatz zu treffen. Wir sind eine erfahrene Mannschaft, die meisten sind schon etliche Jahre als Einsatzkräfte tätig, haben viel erlebt und alle wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Was braucht man da noch Worte?
Bernd, unser Maschinist, rauscht mit uns durch die Nacht, am Himmel leuchten die Raketen auf. Auf dem Möncheweg fahren wir langsammer. Stefan und Bernd halten Ausschau nach dem Brandort. Als wir fast die Lindenbergsiedlung durchfahren haben, kommen uns die Kameraden aus Mascherode entgegen. Über Funk erfahren wir, dass Sie an einem anderen Einsatzort gebraucht werden. Dann endlich: Am Straßenrand warten winkende Menschen. Wir halten und Stefan erfährt, dass die Anwohner das Feuer bereits mit einem Feuerlöscher bekämpft haben.
Um ganz sicher zu sein, dass das Feuer auch wirklich erloschen ist, kontrolliert Stefan die Brandstelle. In diesem Augenblick kommt auch unser Mannschaftstransporter an, mit ihm sind Dieter, Bernd (ja, ein zweiter Bernd), Dirk und Lennart nachgerückt.
Zurück am Fahrzeug gibt Stefan Entwarnung: Das Feuer war vor eintreffen gelöscht worden, kein Einsatz mehr für die Feuerwehr Rautheim. Thomas und ich beginnen mit der Hilfe der anderen unsere Ausrüstung wieder abzulegen. Bernd lenkt das Fahrzeug zurück zum Feuerwehrhaus.
Unterwegs erhält Schaui einen Anruf auf dem Handy. Es ist Lutz, ein förderndes Mitglied, der wissen will, wo Schaui grade ist. Der antwortet mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht: "Im Löschfahrzeug der Feuerwehr. Mit Thomas, Christopf, Frank, Jens, Norman, Stefan und Bernd!" Und plötzlich johlen alle los: "Frohes Neues Jahr!", und ein lautes Lachen erfüllt die Kabine des Löschfahrzeugs.
So beginnt das Jahr für die Feuerwehr Rautheim mit einem kleinen Einsatz, viel Kameradschaft und der Gewissheit: Wir sind immer für die Braunschweiger Bevölkerung da: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr - und auch in dieser Silvesternacht.
Allen Besuchern unserer Homepage wünsche ich ein
gutes, gesundes, brand- und unfallfreies Jahr 2017!
Euer Jens